Die SchülerInnen der 4E haben ein Projekt mit dem Titel „Erzählte Geschichte – wir interviewen unsere Großeltern“ durchgeführt. Die Aufgabe für die SchülerInnen der 4 E war es, ihre Großeltern via Telefon zu interviewen und diese über ihre Kindheit zu befragen. Diese erzählte Geschichte wird in die „große Geschichte“ nach dem 2. Weltkrieg, somit in die 50-er und 60-er Jahre, die Zeit der Aufrüstung und es Kalten Krieges, eingebettet. Die SchülerInnen hatten die Aufgabe, ihre Großeltern nach Freunden, Hobbies und ihren Schulalltag zu befragen. Auch Kleidung und Essen waren wichtige Themen in einer Zeit, in der es nicht selbstverständlich war, dass alle richtig satt wurden.
Die Kindheit meiner 80-jährigen Großmutter
Meine Großmutter erzählt, dass die Kinder früher, so früh wie möglich, so viel wie möglich in der Landwirtschaft leisten mussten. Wenn sie und ihre Ziehgeschwister einmal Zeit hatten, haben sie Wippen aus Holzbrettern gebaut oder Fangen gespielt. Im Winter war Rodeln das vorrangige Freizeitspiel.
Sport war damals eher für Buben gedacht. Außerdem war es, weil die Hitlerjugend immer intensiv Sport getrieben hat, nicht so gut in Erinnerung.

Damals hatten die Leute nur wenige Kleidungsstücke und meistens nur ein Schuhpaar. Das liebste Kleidungsstück meiner Großmutter war ein blauer Faltenrock. Früher haben die Mädchen und Frauen meistens Schürzen getragen. Manchmal hat meine Großmutter auch schöne Schürzen für Feste bekommen.
Meine Großmutter konnte nicht viel Musik hören, weil es nur einen Radio im Haus gab. Und der war in erster Linie zum Nachrichten hören gedacht. Dennoch war ihre liebste Musikrichtung Schlagermusik. Sie hat auch oft ältere Wiener Lieder im Schul-Chor gesungen.
Meine Großmutter war im Internat und hatte dadurch großteils nur Umgang mit Mädchen. Dort haben sie im großen Garten oft Ballspiele gespielt. Sie konnte aber oft nicht mithalten aufgrund einer schweren Kindheitserkrankung, die sie lange Zeit sehr behindert hat. Hin und wieder durften sie ins Theater gehen, aber immer nur von einem Stehplatz aus zusehen.
In ihrer ersten Schule gab es eher magere Kost: begrenzt Butter und einen dünnen Kaffee. Aber im Internat hat sich meine Großmutter „wie im Himmel“ gefühlt, weil es viel Butter und Marmelade gab. Die Schultasche meiner Großmutter bestand aus Karton. Sobald es geregnet hat, musste sie die Schultasche abdecken.
Meine Großmutter ging immer gerne in die Schule. Sie war eine gute Schülerin. Handgreiflichkeiten von den Lehrern erlebte sie sehr selten. Wenn doch, waren meistens die Buben betroffen. Das betraf aber nur die Volksschulzeit. Sie hat schulisch alles selbstständig gemacht außer einmal. Sie musste 100-mal „Ich soll nicht schwätzen“ schreiben. Da hat ihr ihre Mutter geholfen.
Sehr toll fand sie, dass sie einmal im Jahr nach Edlach zu Verwandten fahren durfte. Das war damals eine relativ wohlhabende Gegend. Dort gab es ein Schwimmbad, in dem sie Schwimmen lernte.
Maximilian Rottensteiner, 4EW